Mehr Sichtbarkeit und Ressourcen für Seltene Erkrankungen – Interview mit Prof. Dr. Daniel Gotthardt

4. März 2022

Prof. Dr. Daniel Gotthardt ist Gründer der Gotthardt Healthgroup (GHG), einem erfolgreichen eHealth-Unternehmen. Im Interview berichtet Herr Prof. Dr. Gotthardt, wie er als Mediziner das Thema Arzt-Kommunikation bewertet und es sich zur Aufgabe gemacht hat, Ärzte mit innovativen digitalen Technologien in ihrem Arbeitsalltag zu unterstützen.

Prof. Dr. Daniel Gotthardt
Für Pharmaunternehmen ist es wichtig, früh anzusetzen und Patienten und deren Ärzte [...] bei Diagnose und Therapie von Beginn an zu unterstützen.

Prof. Dr. Daniel Gotthardt

Herr Prof. Dr. Gotthardt, Sie sind Gründer der Gotthardt Healthgroup (GHG). Was macht Ihr Unternehmen und was ist Ihr Leitgedanke?

„Empowering patients and physicians every day with software that improves health and prolongs life.“ ist die Vision der Gotthardt Healthgroup. Wir sind ein eHealth-Unternehmen, das die weltweit stetig wachsenden medizinischen Fachkenntnisse, Daten und Fakten in Software umsetzt. Wir begeistern unsere Nutzer, und unsere Lösungen sind intelligent und anpassungsfähig – sie ermöglichen Benutzerautonomie und heben so das Gesundheitswesen auf eine neue Ebene.

Eine unserer digitalen Lösungen ist die Ärztesoftware GHG Praxisdienst, mit deren Hilfe niedergelassene Ärzte wertvolle Impulse zu klinischen Studien erhalten, medizinische Scores berechnen und auf Seltene Erkrankungen hingewiesen werden können.

Mit unserer Medikamenten-App mediteo erleichtern wir es unseren Nutzern, die Arzneimitteleinnahme in ihren Alltag zu integrieren und unterstützen sie dabei, ihre Medikamente besser verwalten zu können.

Das Tool „Seltene Erkrankungen“ im GHG Praxisdienst kann Ärzte dabei unterstützen, Seltene Krankheiten zu erkennen. Wie funktioniert das Tool und was ist das Besondere daran?

Das Tool „Seltene Erkrankungen“ analysiert Informationen in der digitalen Patientenakte beim niedergelassenen Arzt ganz automatisch im Hintergrund. Wenn der Algorithmus Ähnlichkeiten mit einem Krankheitsmuster erkennt, bekommt der Arzt kontextsensitiv einen Hinweis darauf und Informationen für die weitere Abklärung der Seltenen Erkrankung. Das Besondere dabei ist, dass die Analyse im Hintergrund passiert und in den Workflow des Arztes integriert ist, also keine zusätzlichen Schritte nötig sind. Auf diese Weise kann die frühere Diagnose einer Seltenen Erkrankung unterstützt und ein Fortschreiten der Krankheit durch eine zielgerichtete Diagnose und Therapie aufgehalten werden.

Das Tool wurde 2020 in den Praxisdienst integriert. Wie sind die bisherigen Erfahrungen?

Wir haben bislang sehr gute Erfahrungen mit dem Tool gemacht. In Nutzerinterviews und über unsere integrierte Bewertungsfunktion erhalten wir durchweg positives Feedback und zudem wertvolle Anregungen, um das Modul beständig weiterzuentwickeln und zu verbessern. Besonders gefreut hat uns das Ergebnis einer Nutzerumfrage, die wir Ende 2021 über unsere Software GHG Praxisdienst bei unseren Ärzten durchgeführt haben – nämlich, dass die Erkennung Seltener Erkrankungen durch Algorithmen tatsächlich unterstützt werden kann. Die große Mehrheit der Teilnehmer gab an, dass auf diese Art Diagnosen sicherer und früher gestellt werden können. Die Ergebnisse der Umfrage haben wir in einer Reihe von LinkedIn-Posts im Laufe des Februars veröffentlicht.

Gibt es bereits Pläne für die Weiterentwicklung des Tools?

Ein erster Schritt ist natürlich die kontinuierliche Verbesserung der Algorithmen für jede Seltene Erkrankung und auch die Integration neuer Erkrankungen. Ebenso ist eine Ausweitung auf weitere Erkrankungen, die nicht unbedingt selten, aber trotzdem in der Diagnose herausfordernd und nicht immer eindeutig sind, denkbar. Wir arbeiten außerdem gerade intensiv daran, die Reichweite unseres Softwareansatzes zu erhöhen und bei einem Großteil der niedergelassenen Ärzte zum Einsatz zu bringen und so die Diagnose Seltener Erkrankungen zu unterstützen.

Die Vermarktung von Orphan Drugs ist für Arzneimittelhersteller eine ganz besondere Herausforderung. Was würden Sie Pharmaunternehmen raten, damit sie Ärzte noch besser für die Erkennung von Seltenen Erkrankungen sensibilisieren können?

Seltene Erkrankungen erhalten in den letzten Jahren immer mehr Aufmerksamkeit, sowohl in der akademischen Grundlagenforschung als auch in der pharmazeutischen Industrie, aber eben auch in der breiten Öffentlichkeit. Diese Entwicklung, dass Seltenen Erkrankungen mehr Sichtbarkeit aber auch Ressourcen eingeräumt werden, ist sehr begrüßenswert. Die Diagnose und Behandlung Seltener Erkrankungen ist derzeit auf Spezialzentren fokussiert, allerdings dauert es in aller Regel bis zu einigen Jahren, bis Patienten aus der Regelversorgung heraus an diese Spezialzentren überwiesen werden. Ein wichtiger Schritt gerade auch für Orphan Drugs Pharmaunternehmen ist es folglich, früh anzusetzen und Patienten und deren behandelnde Ärzte bereits im niedergelassenen haus- und fachärztlichen Bereich abzuholen und bei Diagnose und Therapie von Beginn an zu unterstützen. Dies geschieht teilweise bereits durch Maßnahmen zur Sichtbarkeit Seltener Erkrankungen und sollte intensiviert und im Sinne einer früheren Erkennung und Behandlung vorangetrieben werden. Dies kann dann zu einem optimierten Therapieerfolg bei Patienten führen.

 

Mehr über die Gotthardt Healthgroup 

Die Gotthardt Healthgroup ist ein eHealth-Unternehmen. Die GHG Holding umfasst die Gotthardt Healthgroup AG, die GHG Services GmbH und die Mediteo GmbH. Ihr Ziel ist es, das Leben von Patienten zu verbessern und durch digitale Lösungen Ärzte dabei zu unterstützen, die beste verfügbare Behandlung bereitzustellen. 

Zur Website der GHG

Kooperation zwischen der Gotthardt Healthgroup und intermedix

Die GHG und intermedix haben gemeinsam eine intelligente und digitale Lösung entwickelt, um künftig niedergelassene Ärzte noch besser im Diagnoseprozess von Seltenen Erkrankungen zu unterstützen. In unserer Pressemitteilung erfahren Sie mehr dazu. 

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